Canceln: Ein notwendiger Streit (German Edition) by Annika Domainko


Canceln: Ein notwendiger Streit (German Edition)
Title : Canceln: Ein notwendiger Streit (German Edition)
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ISBN : 3446278257
ISBN-10 : 9783446278257
Language : German
Format Type : Kindle Edition
Number of Pages : 231
Publication : First published March 20, 2023

Muss Pippi Langstrumpf sterben? Welche Bedeutung hat die »Cancel-Culture« für die Literatur?

Kein vernünftiger Mensch will Literatur verbieten – oder etwa doch? Die Diskussionen werden hitziger. Wie gehen wir mit rassistischen Stereotypen in literarischen Klassikern um? Wollen wir ein Buch noch weiterlesen, wenn gegen dessen Autor:in schwere moralische Vorwürfe erhoben werden? Droht tatsächlich eine neue Zensur, wie manche befürchten? Für die einen ist das „Canceln“ ein notwendiger Schritt im Kampf gegen Diskriminierung, für die anderen ein Schreckgespenst, das die Freiheit der Kunst bedroht. Klar ist: Die Debatte berührt nicht nur einen Kern der Literatur, sondern auch unseres Zusammenlebens. Sie ist ein notwendiger Streit – dem die Autor:innen dieses Bands klug, pointiert und aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund gehen.

Mit Beiträgen von Asal Dardan, Adrian Daub, Hanna Engelmeier, Jürgen Kaube, Konrad Paul Liessmann, Ijoma Mangold, Lothar Müller, Mithu Sanyal, Marie Schmidt, Johannes Schneider, Anna-Lena Scholz und Daniela Strigl.


Canceln: Ein notwendiger Streit (German Edition) Reviews


  • Julia (wortknistern)

    “In einer Debatte, die Internet, Feuilletons und Köpfe regelmäßig zum Glühen bringt, sucht auch dieser Band den Streit - aber nicht den erbitterten, bei dem es nur darum geht, recht zu haben, Sondern den produktiven Streit, der dazu zwingt, die eigene Haltung zu hinterfragen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, auch eine andere Sicht könne gerechtfertigt sein.” Das schreiben die Herausgeber*innen im Vorwort der Anthologie “Canceln” und legen mit dem Buch ihren Beitrag zum Thema “Cancel Culture” in der Literaturbranche vor.

    Die Anthologie besteht aus 12 unterschiedlichen Beiträgen, manche Beschäftigen sich mit dem Thema “Cancel Culture” im allgemeinen, manche beschäftigen sich mit einem spezifischen “Fall” - zu letzterem gehören beispielsweise Beiträge zu Enid Blyton, J.K. Rowling, Jim Knopf oder Monika Maron. Das hat Vor- und Nachteil. Im Vorteil bietet das Buch einen großen Überblick über verschiedene Perspektiven, der Nachteil ist, dass jede Meinung für sich stehen bleibt und nicht mehr kommentiert wird. Bei einigen Äußerungen hätten mich aber die Meinungen der anderen Autor*innen interessiert - auch wenn sich das schriftlich vielleicht schlecht umsetzen lässt?

    „Canceln” hat es mir beim lesen nicht ganz leicht gemacht. Das lag daran, dass ich viele Essays als sehr literaturwissenschaftlich und teils auch schwer zugänglich empfunden habe. Weil teils Begriffe wie “hermeneutische Figur” genutzt werden, ohne “Hermeneutik” zu erklären, habe ich mich auch gefragt, wer denn hier eigentlich die Zielgruppe ist? Akademiker*innen? Ich bin mir auch nicht sicher, ob es eine so gute Idee war, den durchaus sehr polemischen Essay von Ijoma Mangold direkt an den Anfang zu setzen - oder ist diese Anmerkung jetzt schon ein Versuch den Autor zu canceln? Er und ich sind da vermutlich unterschiedlicher Meinung 🫣

    Richtig gut fand ich aber dafür drei oder vier Essays, die durchaus sehr unterschiedliche Meinungen vertreten. Denn das ist wiederum das was ich aus “Canceln” mitnehme: Viele neue Gedankenanstöße und unterschiedlichste Perspektiven. Von mir gibt leider nur eine halbe Leseempfehlung - blättert am Besten selbst mal rein!

  • Bouchi

    Ich hab das Buch mit einem Gutschein gekauft und will trotzdem mein Geld zurück. Die 3-4 guten Beiträge schaffen es einfach nicht, mich dem Buch noch einen zweiten Stern geben zu lassen.

  • Pascal

    Die Pluralität verschiedener Autor*innen in einem Essay-Band ist der ideale Ansatz, sich diesem Thema zu nähern. Schließlich geht es beim „Canceln“ im Grunde um eine Einschränkung der Pluralität – ganz wertungsfrei gesagt.

    Der Diskurs ums Canceln ist so verhärtet, dass es viele verschiedene Stimmen braucht. Dass in diesem Buch viele Meinungen aufeinandertreffen, dient quasi als Schutzschild dagegen, von einer Seite a priori als voreingenommen abgestraft (um nicht zu sagen: gecancelt) zu werden. (Auch, wenn es zum Glück, gefühlt, immer mehr differenzierte, produktive Diskussionen gibt).

    Wie so viele Diskurse ist auch der ums Canceln nicht schwarz-weiß, wenngleich seine Lösungsansätze es oft sind. Das Buch zeigt in seinem Spektrum: Empörung um Zensur ist ebenso unbegründet wie Beißreflexe auf Social Media unproduktiv sind. Die nuancierten Essays erfüllen zwischen verhärteten Positionen die Rolle eines Mediators mit vielen Gesichtern. Und diese Streitschlichtung ist dringend nötig, da – so wird nicht zuletzt beim Lesen deutlich – beide Extreme keine zufriedenstellende Lösung erzeugen können und die potenziellen Gefahren für Kultur und Gesellschaft immens sind.

    Wer es schafft, dieses Buch zu lesen, ohne einige der polemischeren Texte aus der Tür heraus zu verurteilen, hat den ersten Schritt bereits getan. Das heißt natürlich nicht, dass man einigen der kontroverseren Positionen zustimmen muss, aber zumindest ist jedes Argument in diesem Buch wohl argumentiert. Allein damit sind diese Essays besser als alles, was es zum Thema Canceln auf Twitter zu lesen gibt.