Title | : | Mithu Sanyal über Emily Brontë (Bücher meines Lebens 2) (German Edition) |
Author | : | |
Rating | : | |
ISBN | : | 3462003666 |
Language | : | German |
Format Type | : | Kindle Edition |
Number of Pages | : | 140 |
Publication | : | Published October 6, 2022 |
Mithu Sanyal über Emily Brontë (Bücher meines Lebens 2) (German Edition) Reviews
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Ach, so kann Sekundärliteratur also auch sein? So persönlich, leidenschaftlich, inspirierend und witzig? Das hat wirklich Spaß gemacht. Und Lust, tiefer einzusteigen, tiefer in den Brontë-Kosmos, mir
Identitti doch mal anzuschauen und zu hoffen, dass die frische Reihe "Bücher meines Lebens" so lebendig fortgesetzt wird. -
Selten (oder gar nie?) wurde ich so lebendig, amüsant und persönlich an eine berühmte Schriftstellerin herangeführt. Natürlich gibt es hier viel Wissenswertes und gut Recherchiertes über Emily Brontë zu erfahren, aber die persönliche Einbettung macht den Reiz aus, beginnend mit der ersten Begegnung zwischen Mithu Sanyal und Emily Brontë: Kates Bushs Song „Wuthering Heights“.
Zu den kleinen persönlichen Impressionen und Abschweifungen gehören beispielsweise diese hier:
Als Teenager mit ihrer Mutter im Urlaub, in einem verschlafenen englischen Ort, plündert die Mutter die dortige Bibliothek und liest ihrer Tochter die Biografie der Brontës vor. Dabei ist vorlesen nicht das richtige Wort, denn die Mutter, scheinbar selbst ein großes Erzähltalent, schmückt dabei mehr aus als dass sie buchstabengetreu vorliest:
„Auch meine Mutter hatte die Fähigkeit, Bücher spannender nachzuerzählen, als sie waren. Deshalb ging ich jahrelang davon aus, dass Franz Kafkas „die Verwandlung“ eine Geschichte voller Mitgefühl und Wärme ist, bei der am Ende herauskommt, dass Käfer auch nur Menschen sind.“
Oder der Life Hack zum Radfahren in Cornwall: “Lasst es sein! Cornwall hat zu viele Berge.!
Und mit großer Leichtigkeit analysiert Sanyal Fragen nach Sex, Class und Race im Roman, so war Heathcliff ganz offensichtlich ein POC, ein früher Mixed Race-Charakter in der Literatur. Und bei Haworth handelt es sich eben nicht nur um einen Ort inmitten einer Moorlandschaft, sondern auch einen Ort, der geprägt ist von der nahen Stadt Leeds und den Folgen der Industrialisierung.
Und danke für den Aussprachehinweis: Haworth klingt wie eher wie Hauwass.
Ich kannte vor der Lektüre dieses bezuabernden Büchleins bereits
Sturmhöhe sowie
Jane Eyre (von Schwester Charlotte), auch waren mir die Biografie von Muriel Spark
In sturmzerzauster Welt : die Brontës und die Fiktionalisierung der Biografien durch Tullys
Die Verbrechen der Charlotte Bronte und das Geheimnis von Haworth bekannt. Aber hier lerne ich, dass ich mit den Brontës noch lange nicht fertig bin: Sturmhöhe muss erneut gelesen werden, von der Schwester Anne sollte auch noch ein Werk auf meine lange Leseliste (vielleicht
Die Herrin von Wildfell Hall); und auch wenn ich Mauriers Adaption von Jane Eyre (Rebecca) etwas schwülstig fand, interessiert mich ihre (mir bislang unbekannte) Adaption von Sturmhöhe (
Jamaica Inn); Joyce Carol Oates Essay „Magnanimity of Wuthering Heights“ klingt auch spannend; und vielleicht sollte ich doch noch einer der vielen zitierten Verfilmungen eine Chance geben….?
Und immer wieder schön, wenn man eine Idee wiederfindet, die man ähnlich auch kürzlich hatte. So wunderte ich mich letztens zum zweiten Mal bei der Lektüre eines Romans über
Anette von Droste-Hülshoff, warum es in Deutschland im 19. Jahrhundert so wenige noch heute bekannte Schriftstellerinnen gab, während es in England so viele sind. Ich dachte dabei an Austen und wie schade es ist, dass die Droste deren Werke wohl nicht kannte. Und dann lese ich hier, dass die Droste von einer Literaturwissenschaftlerin als „vierte Schwester der Brontës“ vereinnahmt wurde.
Ich bin mir sicher, hier findet jeder etwas – egal, ob man Sturmhöhe bereits gelesen hat oder nicht. Es fehlt nicht viel und Mithu Sanyal macht auch mich zum „Wuthering-Anorak“. -
3,5 aufgerundet. Inhaltlich kurzweilig und interessant, aber für diese Art von forciert lockerem Plauderton bin ich glaube ich einfach nicht gemacht.
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Mithu Sanyal beleuchtet in ihrem Essay über Emily Brontë und ihr Meisterwerk “Sturmhöhe” in bereits aus “Identitti” gewohntem, sarkastischem Tonfall die historischen und gesellschaftlichen Umstände der Autorin und der Entstehungszeit des Klassikers sowie dessen literarische Konzeption - nicht ohne ganz persönliche Eindrücke und Meinungen einzuflechten.
Sie geht sowohl auf Kernmotive des Textes ein, als auch auf den gesamten Mythos, der sich um die Brontë-Schwestern und das damals skandalöse Werk rankt. Durchaus literaturwissenschaftlich fundiert, eröffnete mir dieses Büchlein nochmals einen neuen Zugang zu “Sturmhöhe”, das mich vergangenes Jahr ehrlicherweise nicht übermäßig begeistern konnte. Mit ihrer Leidenschaft konnte Mithu Sanyal meine Neugier und meine Bewunderung für das Werk jedoch nochmals entfachen und dabei viele Schnüre zu heutigen modernen Lebenserfahrungen spannen.
Das war erhellend, das war unterhaltsam und das war auch sprachlich gesehen ein überzeugender Text. -
Als Mithu Sanyal von Herausgeber Volker Weidermann gebeten wird, einen Text zu seiner neuen Reihe „Bücher meines Lebens“ beizusteuern, fällt ihre Wahl sofort sofort auf Emily Brontë und „Sturmhöhe“ - und das obwohl Werk und Urheberin auf den ersten Blick nicht weiter von ihrer Lebensrealität entfernt sein könnten. Im Verlauf des Buches werden wir jedoch verstehen, was Mithu Sanyal daran so anzieht, was das Werk mit ihren Beziehungen zu tun hat und mit welcher Figur sie sich am meisten identifizieren kann.
„Mithu Sanyal über Emily Brontë“ beginnt mit einem Vorwort des Herausgebers, in dem dieser erklärt, wie die Idee zu seiner neuen Reihe entstand. Bezeichnenderweise folgen dann erst einmal vernichtende Kritiken zu „Sturmhöhe“; zeitgenössisch, aber auch aktuelle. Und dann beginnt Mithu Sanyal zu erzählen und zieht sofort in ihren Bann: von Kate Bushs Song „Wuthering Heights“, mit dem alles begann, von der Beziehung zu ihrem damaligen Freund Marcus und der Lektüre von „Sturmhöhe“, ihrem Einstieg in die Literatur der Erwachsenen.
Die Autorin betrachtet den Text dabei aus unterschiedlichen Blickwinkeln und untersucht ihn je Kapitel auf eine bestimmte Frage bzw. ein bestimmtes Thema hin, wie zum Beispiel Klasse, Race, Sex oder Geister. Es ist sehr angenehm, dass sie dabei nicht auf eine Interpretation des Textes festgelegt ist, sondern eine Vielzahl von ihnen nebeneinander existieren lässt. Es ist klar, welche Figuren und Themen zu Mithu Sanyal sprechen – als Leser*innen müssen und sollen wir das aber für uns selbst herausfinden. Am Ende des Buches sind als Ergänzung noch die Lebensdaten Emily Brontës und Quellenangaben zu finden.
„Mithu Sanyal über Emily Brontë“ ist mehr als eine literarische Interpretation oder eine Nacherzählung der Handlung. Es ist ein äußerst persönlicher und intimer Einblick in das Leben und Denken der Autorin selbst, in welchem sie Unsicherheiten und Verletzungen, aber auch Leidenschaften mit uns teilt. Und obwohl „Sturmhöhe“ noch nie zu meinen liebsten Klassikern gehört hat, möchte ich es jetzt unbedingt noch einmal lesen und mit anderen, vielleicht auch mit Mithu Sanyals Augen betrachten. -
Hätte für mich gerne doppelt so lang sein können und noch tiefer auf die einzelnen und weitere Themen eingehen können. Ich bin aber zufrieden mit dem, was wir haben, denn das ist inhaltlich und sprachlich einfach toll. Literaturanalyse und -geschichte wird hier zugänglich gemacht und mit persönlicher Erfahrung verknüpft. Die Autorin bringt soviel von sich selbst ein, lässt aber gleichzeitig soviele Deutungsvarianten zu. Gerne mehr von solchen Werken.
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Joa guder
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The first book in a REALLY long time I just couldn't put down. Danke Mithu Sanyal, dass Du mit diesem Buch in mir die Freude am Lesen wiedererweckt hast. On to Wuthering Heights I go!
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„Es macht etwas mit mir und zwar jedes Mal, wenn ich es lese. Ich weiß nicht, warum es das tut, ich weiß nicht einmal, ob ich es herausfinden möchte, wie es das tut – aus Angst, damit den Zauber zu brechen -, aber ich möchte ein wenig von diesem Zauber teilen.“ (Zitat Pos. 173)
Thema und Inhalt
Dieses Buch ist der zweite Band der Serie „Bücher des Lebens“, herausgegeben von Volker Wiedermann. Die Idee dazu entstand während eines Videogespräches zwischen ihm und Mithu Sanyal. Es ging um Bücher, die Mithu Sanyal geprägt haben und zu der Autorin gemacht, die sie heute ist. Sie hat sich spontan und ohne nachdenken zu müssen für Emily Brontë entschieden. Entdeckt hatte sie das Buch Wuthering Hights auf Grund des gleichnamigen Songs von Kate Bush und sie war erst fünfzehn Jahre alt, als sie diesen Roman zum ersten Mal las. Sie war beeindruckt von dem Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Heathcliff und Cathy. Gleichzeitig konnte sie sich eine mit Heathcliff identifizieren, ein Fremder, ein Außenseiter in der Familie Earnshaw. Bis heute übt dieses Buch eine besondere Magie auf Mithu Sanyal aus und diese Magie möchte sie mit uns teilen.
Umsetzung
An ein kurzes Vorwort von Volker Weidermann schließen Motti an, Zitate der damals vorwiegend ablehnenden Meinungen des viktorianischen Publikums.
In dem folgenden Kapital „Warum“ schildert und erklärt Mithu Sanyal, was dieser Roman für sie bedeutet, in „Worum“ beschreibt sie, worum es in Wuthering Heights geht: Sie beleuchtet Handlung, Charaktere und geschichtliche Zusammenhänge aus vielen unterschiedlichen Perspektiven und ergänzt ihre persönlichen Eindrücke mit einer ebenso breiten Vielfalt an Aussagen, Interpretationen und Sichtweisen. In den beiden folgenden Kapiteln „Leben“ und „Nachleben“ geht es um die Mitglieder der Familie Brontë, vor allem natürlich um Emily Brontë. Mit den Kapiteln „Sex“, „Class“, „Race“ und „Ghosts“ vernetzt sie die Kernthemen dieses inzwischen einhundertfünfundsiebzig Jahre alten Romans mit unserer Zeit, schafft zeitlos aktuelle Verbindungen.
Im Anhang finden sich die Lebensdaten Emily Brontës, die Quellenangabe zu den in den jeweiligen Kapiteln zitierten Textstellen aus dem Originalroman, sowie die Fußnoten.
Fazit
Dieses Buch ist interessante, vielseitige, mit Vergnügen zu lesende Mischung aus literaturwissenschaftlichen Interpretationen und Meinungen und der eigenen Sichtweise von Mithu Sanyal, in Verbindung mit ihren persönlichen Erfahrungen und Gedanken. Mich hat es angeregt, wieder einmal das Original, „Sturmhöhe“ von Emily Brontë, aus dem Regal zu nehmen und mit Mithu Sanyals Anleitung neu zu entdecken. -
Es gibt Bücher, die lassen einen nicht los, auch wenn man sie eigentlich gar nicht so sehr mochte. Wuthering Heights ist für mich so ein Buch. Auch nach mehrmaligem Lesen erschließt sich mir nicht, was andere daran so begeistert. Aber genau deshalb höre ich mir immer wieder gern an, was eben diese Begeisterung auslöst. Und Mirthu Sanyal gelingt ist mit ihren verschiedenen Blickwinkeln auf den Roman, eine Vielfalt an Gründen anzuführen, es zu mögen und dem Buch mehr zu entlocken, als meines Erachtens von Emily Bronte je beabsichtigt war. Und vielleicht liegt darin die Stärke von Wuthering Heights. Nicht, dass es besonders gut wäre, sondern dass es einen nicht loslässt. Und dank Mirthu Sanyal bin ich fast schon wieder so weit, es noch mal zu lesen. Denn die Autorin tut genau das, was sie über ihre Mutter gesagt hat, die ihr als Kind Bücher nacherzählt hat, die davon spannender wurden, als sie es tatsächlich waren. Und das ist auch ein Talent.