Title | : | Abgrund: Der Gambler 2 (Gambler-Zyklus Sammelband) (German Edition) |
Author | : | |
Rating | : | |
ISBN | : | - |
Language | : | German |
Format Type | : | Kindle Edition |
Number of Pages | : | 411 |
Publication | : | Published August 6, 2017 |
Abgrund: Der Gambler 2 (Gambler-Zyklus Sammelband) (German Edition) Reviews
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DISCLAIMER: Diese Rezension bezieht sich auf die noch geteilte Quadrologie. In der neuen Auflage sind Band 1 und 2 sowie Band 3 und 4 zusammengefasst. Meine Rezensionen zu Band 3 und 4 sind also in Kombination zu betrachten!
Band 3: Der Kampf ums Überleben beginnt
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und fuhr wie ein frischer Windstoß in die düsteren Wolken, die sich während der letzten 24 Stunden über ihrem Kopf zusammengeballt hatten. Die Hewitts würden sich gewaltig anstrengen müssen, denn Danny Sims würden nicht leicht zu schlagen sein!"
Erster Satz: "Die blassgrauen, durchscheinend wirkenden Schemen der Hewitts wirbelten in dichten Wolken um die Joker herum."
Nach dem im ersten Teil "Gambler-Zyklus: Angriff" die berührende Geschichte des jungen Kampfpiloten und Gamblers, Danny Sims, startete, in der eine todbringende Bedrohung aus den Tiefen des Alls auftauchte, die die Erde in Chaos zu stürzten drohte, und im zweiten Teil "Gambler-Zyklus 2: Countdown" die Menschheit sich einerseits mit dem drohenden Angriff todbringender Außerirdischer auseinandersetzen, aber andererseits auch mit ihrer unbegründeten Furcht vor den Gamblern fertig werden muss, ist auch dieser dritte Teil wieder sehr mitreißend gelungen. Nachdem wir Leser die Charakter gut kennenlernen durften und alles über ihre Konflikte, Probleme, Ängste und Vorstellungen erfahren haben, geht die Reihe nun auf die Zielgerade: Die Protagonisten werden nun schon gleich auf den ersten paar Seiten mit dem Schreckensszenario konfrontiert, auf das sie sich so intensiv vorbereitet hatten: Der erste Schwarm greift an!
"Dies ist keine Übung. Die Hewitts greifen an!" Danny schlug das Herz bis zum Hals, als er sich in Bewegung setzte. (...) Madys Stimme folgte ihm. "Zeig es ihnen!"
Im Laufen wandte es sich zu ihr um. "Das werde ich!"
Er würde es allen zeigen..."
"Endlich", dieser Gedanke wird zwar nicht konkret erwähnt, doch man spürt trotzdem, dass Captain Wilding und auch Danny die Möglichkeit fast herbeisehnt, sich endlich beweisen zu können. Er muss der Welt endlich zeigen, was es für Vorteile mit sich bringt, wenn ein sonst so verhasster Gambler das Flaggschiff zur Verteidigung der Erde fliegt. Die ganze Hoffnung der irdischen Bevölkerung ruht auf zwei praxisungeprüften Raumschiffprototypen, den Tetraeder-Schiffen Joker und Ace. Da bloß ein Gambler in Frage kommt, ein solches Schiff erfolgreich und vernichtend lenken zu können, ist Danny der wichtigste Mann in der Verteidigung - sehr zum Ärger seines Kontrahenten Thad Thornsburg. Von unverständlichem Ehrgeiz und Hass getrieben kann dieser nicht akzeptieren, nicht der erste Pilot zu sein und lässt keine Gelegenheit ungenutzt, ihm zu schaden. Auch einige andere Menschen schließen sich der Furcht und Hetze gegen den jungen Mann und seine unbekannten Fähigkeiten an, während Vorurteile und Gerüchte auch nicht gerade zur Entspannung der Lage führen. Die Lage driftete immer weiter auf Eskalation zu, bis die Tiefen des Weltalls einen weiteren Schwarm ausspuckt, welcher direkt auf die Erde zusteuert
Gleichzeitig muss Danny die Menschheit, seine Crew und sein eigenes Leben retten und außerdem versuchen, seine Hasser und die Stimmen des Zweifels zu beruhigen: ganz schön viel Verantwortung für einen so junge Piloten wie Danny. Kein Wunder also, dass er sehr nervös ist, als er in den Kampf fliegt - eine Tatsache, die ihm bald zum Verhängnis wird...
"Die Evolution steht auf der Seite der Gambler, und sie ist eine außerordentlich mächtige Verbündete!"
Wieder sehr beeindruckend, aufschlussreich und authentisch vermittelt taucht eine Schattenseite seiner Gambler-Fähigkeiten auf: der Booster-Effekt. Wissenschaftlich wird erklärt, dass durch Panik und Anstrengung eine größere Menge des Gambler-Hormones ausgeschüttet wird, was die besonderen Fähigkeiten von Danny Sims nochmal verstärkt.
Seine Reaktionen werden schneller, sein unfehlbarer Orientierungssinn schärfer, seine Sinneswahrnehmungen verstärkt und so kann er die unheimlichsten Manöver vollführen. Doch dieser Effekt beinhaltet mehr als ein reines Kräfte-Upgrade - es tauchen einige Probleme und Komplikationen auf, die ihm an den Rand des Todes führen - und das ausgerechnet als er sich mitten im Schwarm befindet. Neue Zweifel werden geweckt, mehr Gesprächsstoff angeschürt, wobei er die brodelnde Schreibwut der Medien eigentlich beruhigen wollte. Dabei ist es einfach eine geniale Ironie, dass die Fähigkeiten Dannys, welche den gesamten Dreh- und Angelpunkt der Geschichte darstellen, sowohl den größten Segen für das Universum, aber auch seine größten Schwierigkeiten bedeuten.
"Ein derart blindwütiger, irrationaler Hass überstieg bei Weitem ihre Vorstellungskraft. Es gab tatsächlich Menschen, die dumm und fanatisch genug waren, um Danny Sims´ Blut über dem Altar ihrer Vorurteile auszugießen - ungeachtet aller Konsequenzen. Und solche skrupellosen Subjekte lebten unerkannt mitten unter ihnen, lachten und scherzten zusammen mit ihren Kameraden, und doch würden sie nicht zögern, ihnen kaltblütig ein Messer in den Rücken zu stoßen, wenn es sie ihren menschenverachtenden Zielen näherbrachte!"
Im Zuge seiner Probleme werden andere Konflikte klarer hervorgearbeitet: Captain Wilding ist immer mehr zerrissen zwischen dem Bedürfnis, dem Jungen mehr Sicherheit zu garantieren und ihrer Verantwortung, die Erde so gut wie nur irgend möglich zu beschützen - auch wenn dafür einzelne Opfer bringen müssen. Vor allem der Arzt Professor Hewitt kritisiert sie sehr dafür, Danny als Schachfigur zu missbrauchen. Unter ihrer Verantwortung wird sie gezwungen, das große Ganze zu betrachten und ihre eigenen Gefühle beiseite zu schieben. Die mittelalte Frau tat mir immer mehr leid, da ihre kalte, militaristisch berechnende Fassade langsam zu bröckeln begann und der Druck und die vielen Probleme sich auch bei ihr bemerkbar machten. Sehr interessant fand ich es zu sehen, wie man sie einerseits verstehen konnte, für ihre Entscheidungen manchmal verurteilte, sie aber auf gar keinen Fall um ihre Verantwortung beneidete. Sie zeigt immer häufiger dem Leser gegenüber Schwächen, kleine Denkfehler oder Gefühlsausbrüche, welche sie einfach sympathisch machen. Unterstützt wird sie immer mehr vom Admiral Lloyd Jennings aus dem Rat, welcher sie mehr als einmal auf gute Ideen bringt, sich für die Rechte von Gamblern einsetzt und ganz auf ihrer Seite steht. Mir war von Anfang an klar, dass er ein Geheimnis birgt...
"Sherman Hewitts Gesicht wurde hart und abweisend. "Ich habe schon immer gewusst, dass das Militär eine bloße Maschinerie ist, aber ich dachte immer, die Soldaten seien ihre Seele. Offenbar habe ich mich jedoch geirrt. Es gibt keine Seele." (...) "Sie haben Danny Sims benutzt. Nicht nur, dass er für Sie im Schwarm Kopf und Kragen riskiert, Sie haben ihn auch noch in Ihre schmutzigen politischen Scharaden mit hineingezogen. Das ist unentschuldbar!"
Wenn wir schon gerade bei Geheimnissen sind: Langsam dürfen auch einige Erkenntnisse und die Erklärung des Geheimnisses um die Vergangenheit der Gambler durchsickern. Auch wenn ich mir schon etwas in der Art gedacht hatte, ist es vor allem die Kaltblütigkeit, mit der vor langer Zeit einige Entscheidungen getroffen wurden und die den jetzigen Zustand bloß durch kalte Berechnung so schwierig machte, welche mich tief getroffen hat. Wie Politik aber auch die Gesellschaft im ganz Kleinen eigentlich funktioniert wird dabei scharf kritisiert. Denn überall wo der Verstand durch Hass, Vorurteile, Missgunst und dem immer präsente Thema, der Angst vor dem Unbekannten, der Drang, besondere Gaben als Abnormal und Unheimlich zu stigmatisieren und dem Ausgrenzen von Randgruppen verdrängt wird, passiert etwas ähnliches wie an Bord der Erdobitalstation: Angst wird auf eine Person projiziert, gegen dir mit einer Brutalität vorgegangen wird, als wäre sie der wahre Feind.
Nicht nur der krankhaft eifersüchtige und irre Lieutenant Thad Thornsburg werfen sich Danny und der Rettung der Erde verzweifelt in den Weg, viele andere schließen sich an und schrecken schlussendlich vor nichts mehr zurück....
"Thad schrie auf, ein Schrei, der sich aus dem tiefsten Inneren seiner Seele seinen Weg bahnte, ihn innerlich verbrannte und ausgehöhlt und leer zurückließ. Nur sein Hass blieb."
Zu den Charakteren will ich eigentlich gar nicht mehr viel sagen, da ich in meinen vorhergegangenen Rezis schon einiges erwähnt hatte, deshalb eine Kurzzusammenfassung:
• Dannys Innenleben ist unfassbar rührend: Er grämt sich, sucht Fehler immer zuerst bei sich und will einfach nur helfen. Die Kluft zwischen seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung geht immer weiter auseinander, doch anstatt unter allem ebenfalls zu zersplittern, wächst in ihm immer mehr Trotz und eine beeindruckende Willensstärke, die ihm zu einem rundum liebenswürdigen Charakter macht. Doch die Grenze zwischen Willensstärke und Wahnsinn ist sehr schmal und unter der großen Last, die auf seinen Schultern ruht, droht er trotzdem immer wieder einzubrechen. Albträume plagen ihn, sowie Selbstzweifel, geschürt durch den Gegenwind, den er erfahren muss. Der tragischen und traurigen Aura, die ihn umgibt wie einen Mantel bin ich immer mehr verfallen.
"Ein Zittern drang aus den Tiefen seiner Seele empor, schüttelte ihn durch und entlud sich in einem langen verzweifelten Schrei. (...) Bohrende Schmerzen hämmerten hinter seiner Stirn und ließen bunte Flecken vor seinen Augen tanzen, Trugbilder, die seine Angst noch schürten. Bilder des Traumes blitzten in der Finsternis vor seinen Augen auf, zogen ihn erneut in ihren unheilvollen Bann und er versank darin..."
Wenn manch einer noch bei den erste zwei Bänden sagen konnte, es gäbe Längen, wäre diese Bemerkung bei diesem Teil absolut unpassend. Von der ersten bis zur letzten Seite bleibt es unglaublich spannend und actionreich. Ich kann jedoch ehrlich sagen, dass dieses Buch wohl das emotionalste und geistreichste Science-Fiction-Buch gewesen ist, dass ich jemals gelesen habe. Mir gefällt es sehr, das wir keinen 0815 Superkrafthelden vorgesetzt bekommen, eine unglaubliche Gefahr, ein typischer Böser und eine einfache Liebesgeschichte - ein stabiles und gut durchdachtes Grundgerüst, diese komplexe Welt voller Ideen, die vielen heiklen Themen und die Beziehungen zwischen den Charakteren machen dieses Buch sehr besonders! Die Autorin versteht es einfach zu gut, mit ihren Figuren und deren Gefühlen, Geschichten, Erwartungen, Träume und Ängste, zu arbeiten um eine engere Verbindung zum Leser herzustellen. Wie in kaum einem Buch zuvor habe ich eine intensive Beziehung zu den Charakteren aufgebaut und absolut mit gefiebert als es gegen Ende wirklich tragisch wird.
Nach diesem Ende hat sich in mir sehr viel Frust und Enttäuschung auf die Besatzung der Erdobitalstation aufgebaut, welche ich jetzt in den vierten Teil mitnehme, welchen ich natürlich gleich anfangen werde.
"Mady sah im tief in die Augen, legte beide Hände auf seine und ließ sie dort.
"Ich weiß."
Sein Zorn verflog genauso abrupt, wie er gekommen war, als er die Wärme spürte, de von ihren Händen ausging. Die eisige Kälte schwand endlich aus seinen Fingern, so wie das Zittern, und in seinen Gedanken lösten sich die letzten Zweifel auf wie dünner Rauch in einem klaren Herbstwind. Er atmete tief furch, tiefer als er es in den vergangenen zwei, drei Tagen gewagt hatte, und erwiderte ihren Blick.
"Danke."
Fazit:
Unglaublich emotionale und geistreiche Science-Fiction, welche einen auf eine spannende Reise mitnimmt, von der man nur sehr widerwillig in die Realität wiederkehrt. Ich selbst bin in dem Tetraederschiff gegen die Hewitts geflogen, durch das weitläufige Gängelabyrinth der Erdobitalstation geirrt und habe an der Seite der Protagonisten die Welt gerettet: Danke an Susanne Gavénis für dieses Abenteuer!!!
3. Teil: Danny Sims am Abgrund
Dieser Band ist bei weitem der Beste der Reihe, was sich vor allem bei der Spannung bemerkbar macht; die Charaktere und einige überraschende Wendungen sind aber auch nicht außer Acht zu lassen. Sehr rasant und flüssig fliegt man in gefährlichen Manövern durch die Handlung, getrieben von geschickt gestreuten Andeutungen und atmosphärischer Brillanz. Sehr mitreißend wird die Geschichte zu Ende erzählt, ein langes Abenteuer voller Schrecken, Angst, Mut, Liebe, Hass, neuen Freundschaften, Versprechen und viel Herz. Der Weg, den die Protagonisten gehen müssen ist mal wieder nicht sehr einfach sondern verwinkelt, steinig und schwer. Rückschläge, überraschende Wendungen und viele "OMG-Momente" lassen den Leser dabei fast verzweifeln.
"Danny, wach auf. Bitte!"
Eine andere Botschaft schwang in ihren Worten mit. Er hörte sie, verstand sie. Ein Teil seines Herzens antwortet ihr, der Rest blieb von Schmerz umwölkt, machte ihn stumm."
Dieser Teil beginnt genau dort, wo der dritte geendet hat: nach dem erschütternden Attentat auf Danny. Da ich in der letzten Rezi aus Spoiler-Gründen nicht die Möglichkeit hatte, über eben diesen Anschlag zu schreiben, will ich das jetzt schnell nachholen. Danny Sims Kontrahent Thad Thornsburg hat zwar schon einiges unternommen um dem Gambler zu schaden, doch an wirklichen Mord kommt keiner seiner Versuche heran. Wie sehr sich Angst und Unwissenheit gegenüber einer Randgruppe in so viel Hass wenden kann, um solch eine Tat zu vollbringen, ist mir schleierhaft. Er will ja eigentlich nur helfen und mit seinen Fähigkeiten die Welt retten, und doch stellen sich einige verbohrte Individuen so vehement in den Weg. Enttäuscht und erschrocken habe ich diese Szene verfolgt und konnte einfach nur stumm den Kopf schütteln, als mir unterbreitet wurde, was dieses Attentat für fatale Auswirkungen haben würde....
"Sie haben den Menschen, dem Sie Ihr Leben verdanken, beinahe getötet und die Erde des einzigen Schutzes beraubt, den sie besessen hat. Eins dürfen Sie niemals vergessen: Die Opfer, die der nächste Angriff der Hewitts fordern wird - und es wird viele Tote geben, darauf können Sie sich verlassen - gehen allein auf Ihr Konto."
Nicht seine körperlichen Verletzungen machen dem jungen Piloten zu schaffen, sein größtes Problem sind die Verletzungen in seinem Inneren: Vollkommen verändert vermeidet er jeden Kontakt mit anderen, zieht in vollkommener Apathie die Bewusstlosigkeit und Taubheit den Schmerzen der Realität vor. Es scheint, als hätte er die wichtigste Eigenschaft verloren, die ihn in meinen Augen zu einer so tollen Person macht: seinen unbeugsamen Willen. Es musste irgendwann so kommen, der Druck auf Dannys Schultern musste ihn auf kurz oder lang zerstören, ich habe eigentlich nur darauf gewartet, dass er irgendwann zusammen bricht.
So startet das Buch sehr hoffnungslos und düster mit dem scheinbaren Ende eines beeindruckenden Charakters, welcher den Kampf gegen sich selbst verloren hat und ich begann an einem Happy End zu zweifeln. Ich weiß nicht, was genau an Dannys Zusammenbruch mich so berührt hat, doch ich konnte kaum mehr weiterlesen als er sich selbst von Mady isolierte. Da ich nach drei Teilen intensiver Charakterbeschreibung und Gefühlswelt sehr mit den Charakteren verbunden war, schmerzte es mich sehr, sie alle so leiden zu sehen. Zuerst steht also gar nicht der Kampf gegen die Hewitts im Vordergrund sondern die Frage, ob jemand oder etwas es schaffen wird, Danny aus seiner Isolation herauszureißen.
Als ein weitere Angriff der Hewitts verheerende Folgen hat, unzählige Menschenleben fordert, welche auf Dannys Konto zu gehen scheinen, muss er sich schließlich der Realität stellen und wird schmerzhaft aus seiner Apathie herausgerissen. Von neuer Kraft und Trotz gepackt steigt er gleich in das nächste Schiff und fliegt einen Angriff, als es zu einer weiteren Katastrophe kommt: Er wird mitten im Kampf von einem Amöboiden berührt...
Als er abermals auf der Krankenstation um sein Leben ringt, kommt eine unglaubliche Tatsache ans Licht und die ganze Handlung nimmt eine Wendung um 360 Grad. Ich hatte für einen kurzen Moment zwar schon einmal etwas in solch eine Richtung vermutet, diese Möglichkeit aber niemals in Betracht gezogen. Plötzlich wird dem Leser einiges klar und was zuvor noch eine Bedrohung war, wandelt sich in eine Möglichkeit. Man lernt die Hewitts endlich näher kennen und versteht sie sogar. Ich hatte mich schon zu Beginn des letzten Teiles gefragt, wie die Autorin das ganze Schlammassel noch in so wenigen Seiten zum Guten wenden will, mit dieser überraschenden Idee hat sie diese Problematik sehr elegant gelöst.
Als nun alles gut scheint, die große Bedrohung abgewendet, zeigen sich die wirklichen Feinde der Menschheit noch einmal überdeutlich: Angst, Vorurteile und der daraus entstehende Hass! Anstatt über die positiven Entwicklungen erleichtert zu sein, wird in einem kranken Gehirn ein heimtückischer Plan geschmiedet, welcher nur ein Ziel verfolgt: Danny Sims nun endlich aus dem Weg zu räumen.
Die Charaktere - man glaubt es kaum - scheinen nochmals an Tiefe zu gewinnen. Anstatt uns eine lange, sachlich-nüchterne Aufarbeitung aller gesellschaftsrelevanten Probleme der Gambler-Mutation in Arbeit, Wirtschaft, Freizeit und allen anderen Bereichen der Geschichte in ihrer jetzigen Form vorzusetzen, schafft es Susanne Gavénis, diesen Konflikt auf wenige Personen auf wenig Raum zu übertragen, welche authentisch diesen Streit stellvertretend ausfechten. Diese Konzentration auf zwischenmenschliche Probleme hat mir sehr gut gefallen, da es sich von der puren Masse an Büchern abhebt. Ihr gelingt es, den Leser zu fesseln und mitzureißen, ohne auf stundenlange, blutige Weltallschlachten zurückgreifen zu müssen. Sie bedient zwar das Genre Science-Fiction in seiner Grundform, transzendiert es aber zugleich indem sie einfache Formeln und simple Strukturen hinter sich lässt und somit viel Platz für Emotionalität und die Entfaltung ihrer Charaktere lässt.
Ich habe schon in meiner letzten Rezension betont, dass dies wohl die emotionalste und geistreichste Science-Fiction-Buchreihe gewesen ist, welche ich jemals gelesen habe und daran halte ich fest. Diese Bücher sind eigenartige Mixturen, einerseits kühl, futuristisch und distanziert in ihrer Intellektualität, doch andererseits auch packend und emotional in ihrer Charakterdarstellung, der Bilderwucht und erzählerischen Zuspitzung. Am stabilen und gut durchdachten Grundgerüst dieser komplexe Welt voller Ideen haftet immer etwas Nachdenkliches, Düsteres an. Das Erzähltempo wird durch dramaturgische Wendungen immer weiter angefeuert und das Geschehen immer wieder in unerwartete Richtungen getrieben. Doch trotz der Spannung ist diese Reihe eher eine leise Meditation über Vertrauen und Hoffnung, Angst und Vorurteile, Bedrohung und Erwartungen. Die Autorin versteht es einfach zu gut, mit ihren Figuren und deren Gefühlen, Geschichten, Erwartungen, Träume und Ängste, zu arbeiten um eine engere Verbindung zum Leser herzustellen. Wie in kaum einem Buch zuvor habe ich eine intensive Beziehung zu den Charakteren aufgebaut und absolut mit gefiebert bis zur letzten Seite.
Fazit:
Ein letztes Mal durften wir Leser Danny durch ein Abenteuer voller Zweifel, Niederlagen und neuer Zuversicht, durch Angst, Schmerz, überraschenden Wendungen und neuer Verbündeter begleiten.
Es wird spannend gekämpft, ordentlich gelitten, leidenschaftlich geliebt und genauso abgründig gehasst.
Ich kann euch das Buch wirklich wärmstens empfehlen: Begleitet Danny und die anderen auf seinem Abenteuer und lasst euch so verzaubern, wie ich es bin.