Homecoming by Dave King

Rainman. Jenseits der Stille. Forrest Gump. Danke, wir haben verstanden! Solche Großbildwände liefert die Verlagswerbung frei Haus. Noch bevor man das Buch gelesen hat, wird man auf den zu erwartenden Film getunt und von wahren Assoziations- und Erinnerungsketten überschwemmt. Selbst Hal Ashbys Erfolgsfilm Coming Home von 1978, eine Lovestory mit Jon Voight als querschnittsgelähmtem Vietnamveteranen, wurde für den deutschen Titel zurechtgebogen, dem Leser die rechte Spur zu weisen. Warner Brothers, so der Verlag, habe bereits angebissen. Russell Crowe soll gerüchteweise an der Rolle des Howard brennend interessiert sein .... Hallo, wir haben hier nur ein Buch vorliegen! The Ha Ha, so der Originaltitel, hat solch Getrommel nicht nötig. Es kann sehr gut selbst laufen.

Verdammt gut sogar, wie Howard Kapostash deutlich macht, einer dieser "furchterregenden Veteranen, fordernd, nervtötend, ungeliebt." Seit seiner Hirnverletzung bei einem Vietnameinsatz vegetiert Howard als lallendes Mahnmal eines sinnlosen Krieges dahin. Auch wenn er nicht sprechen, lesen oder schreiben kann, Howard sieht schärfer auf die Welt, als man denkt. Nachdem vor Jahren alle Therapien nicht mehr fruchteten, hatte er im Haus seiner verstorbenen Eltern eine merkwürdige Schicksalsgemeinschaft gegründet. Die junge vietnamesische Suppenköchin Laurel, sowie zwei verkrachte Baseballkappenexistenzen namens Nit und Nat bringen ein wenig Leben (und Miete) in Howards eintönigen Alltag. Bis Sylvia, seine Jugendliebe, eines Tages ihren neunjährigen Sohn abliefert, bevor sie wochenlang in eine Entzugsklinik abtaucht. Der verstockte vaterlose Ryan wird für den sprachlosen Howie Fluch und Segen zugleich!

Howards innerer Monolog, immer wieder durchbrochen von Flashbacks in den Dschungel und dem Hadern mit seinem Schicksal, führt schließlich zu einer Art Menschwerdung. King spielt mit der etwas abgenutzten Routine, Ausgegrenzte und Behinderte stellten oft die wertvollsten Stützpfeiler einer zusehens verlotternden Welt dar. Vorbei, die Zeit der Stumpfheit, jeder wächst am Anderen. Ryan öffnet sich, Laurel entwickelt mütterliche Gefühle, N & N werden erwachsen. Auf nahezu 500 Seiten keine Großtaten, umso erstaunlicher -- dies spricht für Kings erzählerische Qualitäten --, wie aufgehoben man sich in Howies Welt als Leser zu fühlen beginnt. Jedenfalls, bis Sylvia unvermittelt auftaucht. Schon wirds wieder eng. So -- und jetzt mag die Vermarktungsmaschinerie heißlaufen. Ihr Baby, Mr. Crowe! --Ravi Unger