Title | : | Raubfischen |
Author | : | |
Rating | : | |
ISBN | : | 3351050143 |
ISBN-10 | : | 9783351050146 |
Language | : | German |
Format Type | : | Hardcover |
Number of Pages | : | 224 |
Publication | : | First published February 13, 2015 |
Daniels Welt ist voller Zerwürfnisse. Der Urlaub in Schweden mit seinem Großvater bedeutet ihm alles. Beim Raubfischen auf dem See erfährt er immer mehr über die geheimnisvolle Welt unter Wasser. Doch dann erkrankt sein Großvater an ALS. Erst verliert er den Appetit, dann seine Stimme, zuletzt die Fähigkeit zu atmen. Daniel erträgt es nicht, tatenlos dabei zuzusehen, und fasst einen waghalsigen Entschluss. »Raubfischen« ist die Geschichte eines Abschieds und eines Aufbruchs, es erzählt von der Einsicht, dass der Tod ein Gegner ist, mit dem man es aufnehmen sollte.
"Jüglers Sprache ist glasklar und unaufgeregt. Wie er vom Ende eines Lebens erzählt, lässt uns lange nicht mehr los." Matthias Nawrat
Raubfischen Reviews
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Bücher sollten mich entweder durch den Inhalt bzw. die Handlung oder durch die Sprache überzeugen.
Im günstigsten Fall trifft gleich beides zu. Dann verstärken sich diese Aspekte gegenseitig, so dass ein besonders runder Eindruck entsteht. Ein solches Buch zu lesen, ist ein wahrer Genuss. Im ungünstigsten Fall fehlt es an beidem. Das sind die Bücher, die ich entweder erst gar nicht lese oder abbreche. Und dann wären da noch jene besonders traurigen Fälle, in denen der eine Aspekt den anderen gar behindert.
„Raubfischen“ von Matthias Jügler ist ein solches Buch, bei dem es die Sprache nicht schafft, den Inhalt zu transportieren, sondern zu diesem teilweise sogar im Widerspruch steht.
Warum habe ich es gelesen?
So seltsam es für manchen vielleicht klingen mag, war es doch zuerst einmal das Cover, das mich beim Stöbern in den Neuzugängen der Onleihe sofort ansprach. Das ganz in Grautönen gehaltene Motiv mit dem einsamen Fischerboot versprach einen ruhigen, nachdenklichen Roman. Als ich im Klappentext dann auch noch las, dass es um ALS und eine Enkel-Großvater-Beziehung geht, wanderte das eBook auf meine Vermerkliste und von da schnell auf meinen Tolino.
Wie war mein erster Eindruck?
Das eBook ist mit Illustrationen von Fischen erstaunlich aufwändig gestaltet. Fast fand ich es schade, „Raubfischen“ nicht als „analoges“ Buch ausgeliehen zu haben.
Der Text ist in zwei Teile untergliedert. Im ersten wird das Fortschreiten der Krankheit beschrieben. Im zweiten setzt Daniel seinen gefassten Beschluss in die Tat um. Dabei lässt Matthias Jügler seinen jugendlichen Protagonisten jedoch nicht chronologisch erzählen. Immer wieder wird die aktuelle Handlung von Erinnerungen an gemeinsame Angelurlaube mit den Großeltern in Schweden unterbrochen. Diese Brüche stiften leider bisweilen Verwirrung und verhindern einen flüssigen Lesefluss.
Wie fand ich die Sprache?
Matthias Jüglers Sprache in „Raubfischen“ wirkt ruhig, sachlich und fast schon ein wenig distanziert. Er wählt kurze Sätze, die er manchmal abbricht, um einen anderen Gedanken einzuschieben. Emotionen werden weitestgehend ausgeblendet und allerhöchsten vorsichtig angedeutet.
Zum ersten Teil von „Raubfischen“ mag dieser reduzierte Sprachstil noch passen, wenn die Familie sich angesichts des nahen Todes des Großvaters rat- und hilflos fühlt und es ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt.
Spätestens im wesentlich längeren zweiten Teil trägt dieser Stil jedoch leider nicht mehr. Hier schafft es Daniel, sich aus seiner anfänglichen Starre zu lösen. Er unternimmt etwas, um die Situation zu verbessern. In der Sprache schlägt sich diese neue Aktivität leider nicht nieder. Sie verharrt bei ihrer kargen Art. Der Sprachstil wirkt dadurch nun nicht nur deplatziert, sondern beeinträchtigt die eigentliche Aussage sogar.
Wie fand ich die Charaktere?
Bei „Raubfischen“ ist es mir leider nicht gelungen, ein klares Bild der Charaktere zu bekommen. Der Text bietet durch die fast vollständige Ausblendung von Emotionen zu wenige Anhaltspunkte, die dem Leser eine eigene Interpretation erlaubten. So konnte ich mich leider nicht mit Daniel identifizieren oder mich in ihn hineinversetzen. So erlebte ich den Text als reine Ausstehende, der die Motive und Gefühle der Handelnden verschlossen blieben.
Am besten gezeichnet ist meines Erachtens noch die Großmutter, die für diesen Roman sehr offen und ausführlich über ihr Zusammenleben mit ihrem schwindenden Mann spricht. Von ihr bekam ich eine kleine Ahnung davon, wie die Erkrankung für sie als Lebenspartnerin bedeutet. Leider ist sie aber nur ein Nebencharakter, der für die Handlung kaum eine Rolle spielt.
Wie fand ich das Buch allgemein?
„Raubfischen“ von Matthias Jügler konnte mich leider nicht überzeugen. Die Idee hinter dem Roman gefiel und gefällt mir zwar sehr gut. Leider mangelt es jedoch einer ansprechenden Umsetzung.
Am meisten störte mich der karge, distanzierte Sprachstil, der so wenig zum größeren, zweiten Teil des Buchs passen will. Zudem macht es das sprachliche Ausblenden von Emotionen nahezu unmöglich, ein klares Bild der Hauptcharaktere zu erhalten und sich mit ihnen zu identifizieren. Ein echtes Leseerlebnis kommt so nicht auf.
Der lose, szenenhafte Erzählstil erschwert zudem die Orientierung. Mir fiel bisweilen schwer, das Gelesene chronologisch an der richtigen Stelle einzuordnen. Ein flüssiges Lesen war mir dadurch nicht möglich.
Auch vermisste ich einen wesentlichen Teil der Handlung; nämlich Daniels Weg hinaus aus der allgemeinen Lethargie, die sich in seiner Familie breitmachte. Auf den ersten Teil, in dem man den Krankheitsverlauf und die Sprachlosigkeit, mit der die Familie darauf reagiert, miterlebt, folgt ein klarer Bruch. Im zweiten Teil ist Daniels Entschluss bereits gefallen und man erlebt dessen Umsetzung. Was fehlt, ist die Entwicklung hierhin. Gab es einen bestimmten Auslöser? Wie schaffte Daniel diesen Schritt? Der Text lässt dies ebenso offen, wie Daniels Absichten und Motive.
Am Ende ließ mich „Raubfischen“ deshalb etwas ratlos und verwirrt zurück. Der offene Schluss lässt viel Raum zur eigenen Interpretation, was ich eigentlich immer recht schön finde. In diesem Fall aber war ich von der zu großen Interpretationsfreiheit, die Matthias Jügler dem Leser lässt, überfordert. Die eigentliche Aussage dieses Romans blieb mir auch nach langem Nachdenken verschlossen. Ich habe nur eine dumpfe Ahnung davon bekommen, dass es um das Abschiednehmen geht. Vielleicht braucht es etwas mehr Lebenserfahrung, als ich sie habe, um sich „Raubfischen“ wirklich erschließen zu können. -
Daniel verbringt Zeit mit seinem Großvater - im Urlaub in Schweden, beim Angeln und als er an ALS erkrankt, der Nervensystemerkrankung, die nach und nach seine Körperfunktionen außer Kraft setzt. Es ist bewundernswert, wie der Autor seine persönlichen Erfahrungen in einem Roman umgesetzt hat. Er schildert ganz unaufgeregt, wie eine Familie mit der Krankheit und dem Kranken umgeht. Dies alles wirkt sehr authentisch. Andererseits hätte ich mir erhofft, dass die Beziehung zwischen Großvater und Enkel mehr ausmacht als das gemeinsame Angeln. Ihr Verhältnis kommt ebenso nüchtern daher wie die Krankheit selbst, dabei hätte der Kontrast zwischen Glück und Verlust viel krasser ausfallen können. Vieles über Fische wird gesagt, vieles Zwischenmenschliche bleibt unausgesprochen - das ist ein Defizit des Buchs, das ansonsten durchaus seine Berechtigung hat.